Am Sonntag den
11. September 2022 fand der Festakt zur 150 Jahr Feier mit der Fahrzeugsegnung des neuen Kommandofahrzeuges statt. Wegen dem Regen fand der Festakt in der Halle statt, tat aber der Freude über das Jubiläum keinen Abbruch.
Danke für die flotten Festansprachen und dem zahlreichen Besuch durch Politik, Feuerwehren, Freunden und den Gästen aus Nah und Fern.
Herzlichen Dank an ALLE. Wir sind so dankbar mit euch feiern zu dürfen!
Danke auch an den FKur Pater Florian Kiniger und die Marktmusikkapelle Micheldorf. Hier ein Auszug aus der Festrede von KDT Kaltenböck und viele Bilder...
Als die Feuerwehr 1871 gegründet wurde, war das Alltagsleben in Micheldorf ein komplett anderes als heute:
- In diesem Jahr regierten Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth und es wurde gerade ein Gesetz beschlossen, dass Meter und Kilogramm in ganz Österreich die gültigen Einheiten werden sollen.
- Erst 10 Jahre später wurde die Eisenbahn von Linz bis Kremsmünster eröffnet und zwei Jahre darauf die Verlängerung bis Micheldorf.
- Fahrräder in der heutigen Form folgten noch einige Jahre später. Bei Verkehrsunfällen benötigte man also keine Feuerwehr, sondern einen Tierarzt.
- Elektrizität kam erst fast 40 Jahre nach Gründung der Feuerwehr nach Micheldorf.
Unter diesen Rahmenbedingungen wurde also 1871 eine Freiwillige Feuerwehr gegründet, welche mit einer geliehenen Handdruckspritze und einem geliehenen Pferdewagen mit den Übungen begann.
1926, also mehr als 50 Jahre nach der Gründung, wurde erstmals eine Motorspritze angeschafft. Diese Pumpe war so leistungsstark, dass ein Brand der Georgenbergkirche mit Wasserentnahme aus der Krems möglich waren. Gezogen wurde die Pumpe aber noch immer mit Pferdefuhrwerken.
1933 wurde dann erstmals ein gebrauchtes Kraftfahrzeug angeschafft und zu einem Feuerwehr- und Rettungswagen umgebaut.
Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurde beim heutigen Segelflugplatz ein Feldflughafen errichtet und dafür auch eine Feuerwehreinheit der deutschen Luftwaffe nach Micheldorf verlegt. Das fast neue Feuerwehrfahrzeug blieb nach dem Krieg in Micheldorf und war in der damaligen Zeit ein echter Glücksfall. Das war ca. 75 Jahre nach der Gründung.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die technische Entwicklung dann immer schneller und deshalb überspringe ich jetzt viele weitere Fahrzeuge und Geräte. Im Feuerwehrhaus ist eine kleine Ausstellung aufgebaut, bei der mit Fotos und alten Ausrüstungsstücken die Geschichte greifbar wird.
In Micheldorf waren technische Einsätze schon immer ein besonderer Schwerpunkt. Ebenfalls aus amerikanischen Kriegsbestand wurde das erste Kranfahrzeug gekauft und laufend durch modernere Fahrzeuge ersetzt. Das erste Kommandofahrzeug haben wir mit einem hydraulischen Rettungsgerät ausgestattet und es wurde weit über die Gemeindegrenzen zu Verkehrsunfällen gerufen.
Bei der Einführung des Stützpunktwesens war es also fast logisch, dass der Landesfeuerwehrverband zuerst ein Schweres Rüstfahrzeug und später auch das Kranfahrzeug nach Micheldorf verlagert hat. Wenn wir heute zu einem Einsatz im Bezirk gerufen werden, fährt immer der gesamte technische Zug aus und damit ist nicht nur alles erdenkliche Gerät am Einsatzort verfügbar, sondern auch bestens ausgebildetes Personal. An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei den Nachbarwehren für die professionelle und freundschaftliche Zusammenarbeit bedanken!
Um für ausreichend Mitglieder für die immer umfangreicheren Aufgaben zu sorgen, wurde 1986 eine Jugendgruppe gegründet, welche sich sofort im Bewerbswesen einen guten Ruf aufgebaut hat.
Mehr Fahrzeuge und Mitglieder haben auch dazu geführt, dass 1993 endlich ein neues Feuerwehrhaus bezogen wurde. Nach mehr als 100 Jahren war dies das erste Gebäude, das wirklich für die Feuerwehr geplant und gebaut wurde. Das Gebäude wird seither auch für Ausbildungen und Besprechungen vom Abschnitts- und Bezirksfeuerwehrkommando genützt und ich möchte mich an dieser Stelle auch stellvertretend bei euch Helmut und Peter für diese gute Zusammenarbeit bedanken.
130 Jahre nach der Gründung gab es wieder 2 große Veränderungen: Bei manchen waren die Sorgen vor der Veränderung groß, andere freuten sich darauf als längst notwendig und heute möchte man sich beides nicht mehr anders vorstellen. Ich spreche von der Eröffnung der ersten Autobahntunnels in unserem Gemeindegebiet und der Aufnahme der ersten Feuerwehrfrauen.
Mit der Autobahn kamen auch weitere Spezialaufgaben und Stützpunktfahrzeuge nach Micheldorf und diese prägen den Fuhrpark bis heute. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an den Landesfeuerwehrverband, welcher uns schon lange vertraut, dass wir diese Aufgaben gut übernehmen werden.
Wir haben anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums bewusst keine eigene Festschrift erstellt. Wir haben erst in den letzten Jahren kistenweise alte Unterlagen erhalten, welche bei ehemaligen Kommandomitgliedern zuhause aufbewahrt waren und erst von den Angehörigen nach deren Tod an uns übergeben wurden. Wir haben es noch nicht geschafft, neben den aktuellen Tätigkeiten all diese Schätze zu durchforsten und hoffen auf ruhigere Zeiten oder motivierte Hilfe aus der Bevölkerung. Wer also schon immer eine Chronik schreiben wollte oder in alten Handschriften blättern, ist gerne zur Mitarbeit eingeladen.
Als Abschluss möchte ich noch ein paar kurze Geschichten aus unserer Vergangenheit bringen:
- Otto Rastinger war von 1927 bis 1946 Kommandant der FF Micheldorf und auch Bezirksfeuerwehrkommandant. Bei einem Brand in Kirchdorf hat er sich 1946 eine Verkühlung zugezogen, an deren Folgen er kurz darauf verstarb. Glücklicherweise war er in den 150 Jahren, soweit wir wissen, das einzige Feuerwehrmitglied das an den Folgen eines Einsatzes verstorben ist. Wie wir nun aus den neu gefundenen Unterlagen wissen, hat er selbst mit hunderten Krankentransporten mit dem Rettungswagen der Feuerwehr Micheldorf zahlreiche Leben gerettet.
- 71 Jahre später im Jahr 2017 wurde unser Tankwagen auf dem Weg zu einem Sturmeinsatz in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Durch einen Auffahrunfall auf der Gegenfahrbahn der B138 wurde ein PKW unter den Tankwagen geschoben. Unser Lenker war völlig schuldlos und chancenlos. Die Lenkerin des PKWs wurde schwerst verletzt und das Feuerwehrfahrzeug war ein Totalschaden. Glücklicherweise kamen die Feuerwehrmitglieder relativ glimpflich davon.
- Bei manchen Problemen benötigt die Feuerwehr auch viel Geduld und muss jahrelang improvisieren:
- erst 3 Jahre nach diesem Unfall konnten wir beispielsweise wieder einen Tankwagen mit 4000 Liter Wasser in Betrieb nehmen.
- Bereits aus dem Jahr 1947 ist aber der Fall dokumentiert, dass bei einem Brand in Seebach 2 Tage vor Weihnachten das Haus Ruschleiten niederbrannte und den Bewohner alle Habseligkeiten verbrannten. Eine Löschmannschaft rückte zwar aus, konnte aber wegen Wassermangel nicht in Aktion treten. Nach zweistündigen Warten rückte die Feuerwehr wieder ein.
Ich möchte mich an dieser Stelle daher auch bei der Gemeinde Micheldorf und dir Horst als Bürgermeister für die gute Zusammenarbeit bedanken, und dass nun endlich in Seebach ein Löschwasserbehälter errichtet wird.
- Für das 150-Jahr-Jubiläum hätten wir gerne wieder den Bezirksbewerb veranstaltet und haben uns bereits vor Jahren darum bemüht. Wegen Corona haben wir unser Jubiläum um ein Jahr verschoben, aber den Bewerb mussten wir trotzdem bereits letztes Jahr ausrichten, ohne Publikum, Siegerehrung oder Festzelt. Viel erfreulicher von den Besucherzahlen waren die Großveranstaltungen welche wir in Micheldorf organisiert haben. Der Bundesbewerb für die Feuerwehrjugend im Jahr 2010 war die letzte dieser Veranstaltungen. Besonders stechen hier aber die beiden Landesbewerbe 1988 und 2002 mit weit über 10.000 Teilnehmern heraus. Falls jemand noch Fanartikel wie Krüge oder Kapperl von den beiden Landesbewerben haben möchte, wir haben noch ausreichend davon abzugeben, gegen eine kleine Spende im Rahmen der Ausstellung im Feuerwehrhaus.
- Die Bürokratie ist bei den Feuerwehren oft eine Last und so haben wir auch sehr alte Berichte gefunden, die offenbar schlampig ausgefüllt wurden und ganz offensichtlich fehlerhaft sind. Einmal haben wir aber von so einer Schlamperei ganz glücklich profitiert. Die Feuerwehr Micheldorf in Kärnten bestellte eine Leiter bei der Firma Rosenbauer und diese wurde mit dem Zug nach Micheldorf in Oberösterreich geliefert. Wir haben die Leiter dann nach Kärtnen gebracht und aus dieser Geschichte ist eine jahrzehntelange Freundschaft und Partnerschaft geworden. Ich möchte mich also bei euch, liebe Kameraden aus Kärnten für euer Kommen bedanken und dass ihr bereits gestern so motiviert unser Jubiläum mit uns gefeiert habt.